Mäusesterben für faltenfreie Gesichter?

Die Kiel Medical Academy nutzt tierversuchsfreies Botulinumtoxin

Medikamente und vor allem auch Kosmetikprodukte stehen immer wieder in der Kritik, weil sie oft an Tieren getestet werden. Lippenstifte und Mascara durchlaufen zum Beispiel häufig Tierversuche, um herauszufinden, ob die Produkte Hautreizungen oder Allergien auslösen. Auch Botulinumtoxin wurde jahrelang an Mäusen getestet und stand daher in der Kritik, für die Schönheit Tiere zu töten. Aber stimmt dieser Vorwurf heute noch?

Bis 2011 keine Alternative zu Tierversuchen

Botulinumtoxin ist ein Nervengift, das ab einer bestimmten Dosis auch für Menschen tödlich ist. Es hemmt die Weiterleitung zwischen Nerven und Muskulatur. In der kosmetischen Medizin kommt es daher auch zum Minimieren von Falten zum Einsatz. In die Muskulatur injiziert, hemmt es diese zum Beispiel in der Stirn, wodurch sie die darüber liegende Haut entspannt.

In Deutschland müssen alle Medikamente zuerst an Tieren getestet werden, bevor sie Menschen verabreicht werden dürfen. Nun ist es so, dass Botulinumtoxin ein Bakterium ist, das aus Zellkulturen gewonnen wird. Da jede Charge Abweichungen aufweisen kann, ist es notwendig, jede einzelne vor dem Einsatz an Patienten auf ihre Wirksamkeit zu testen. Diese sogenannten LD50-Tests führten Wissenschaftler bis 2011 bei Botulinumtoxin hauptsächlich an Mäusen durch. Dabei wurde unterschiedlichen Gruppen von Tieren verschiedene Verdünnungen des Botulinumtoxins in die Bauchhöhle gespritzt. Ziel war zu schauen, ab welcher Dosierung 50 Prozent der Mäuse versterben bzw. überleben.

Zelltest löst Mäusesterben ab

2011 erhielt das Pharmaunternehmen Allergan (heute AbbVie) von der amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) und 2012 vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) die Erlaubnis, ein neues Testverfahren ohne Tierversuche umzusetzen. Bei dem Test verwenden Wissenschaftler Zellkulturen, um die Wirksamkeit des Botulinumtoxins zu prüfen. Dabei handelt es sich um die Produkte BOTOX® und VISTABEL®, die in allen 27 Ländern der EU ohne Tierversuche geprüft werden.

In der Kiel Medical Academy verwenden wir Botulinumtoxin-Produkte von der Firma Merz. Seit 2015 hat auch das Frankfurter Pharmaunternehmen die EU-weite Zulassung, die einzelnen Chargen ihrer Produkte Xeomin® und Bocouture® mithilfe eines selbstentwickelten Zelltests statt an Mäusen zu testen.

Seit 2018 ist nun auch die Pharmafirma Ipsen mit im Boot und verzichtet auf Tierversuche bei ihren Botulinumtoxin-Produkten Dysport® und Azzalure®. Damit gibt es in Europa nur noch den größeren Hersteller Sloan Pharma (ehemals Eisai), der sein Botulinumtoxin an Mäusen testet.  Das Präparat Neurobloc® wird jedoch nicht für die Behandlung von Falten eingesetzt.

Informieren Sie Ihre Patienten über Ihre Produkte

Viele Patienten wissen nicht, dass es bereits seit Jahren Alternativen zu Tierversuchen bei der Testung von Botulinumtoxin-Chargen gibt. Um Missverständnisse zu vermeiden, können Sie auf Ihrer Website und Informationsflyern angeben, dass Sie nur Produkte verwenden, die frei von Tierversuchen sind.